o2 LTE nahezu flächendeckend bis 2019?
Auf seiner Internetseite gibt Telefónica an, derzeit ca.
80% der Bevölkerung mit LTE zu versorgen, den Netzausbau aber voranzutreiben und
bis Ende 2019 „nahezu flächendeckend in ganz Deutschland“ LTE anbieten zu wollen.
Sollte der Ausbau mit gleicher Geschwindigkeit wie in den letzten 3 Jahren vorangetrieben werden, dann würde ein annähernd flächendeckender Netzausbau (außerhalb von Gebäuden) etwa 6 Jahre brauchen.
Um das Ziel eines nahezu flächendeckenden Ausbaus bereits 2019 zu erreichen, müsste Telefónica seine Investitionen wohl deutliche steigern. Schaut man sich die Konzernberichte 2013-2017 an, wird deutlich, dass bei Telefónica in den letzten Jahren die Zugänge zum Sachanlagevermögen leicht angestiegen sind, sich dann aber bei um die 700 Mio. Euro eingependelt haben und 2017 sogar wieder rückläufig waren.
Laut Wirtschaftswoche wurden o2 sogar Sparmaßnahmen vom spanischen Mutterkonzern auferlegt.
Telefónica schreibt im Konzernbericht, dass die Sachlagen "hauptsächlich dem LTE Ausbau" zuzuschreiben sind. Die stark ansteigenden Investitionsaufwendungen begründet Telefónica mit dem Zusammenschluss von o2 und E-Plus und der damit verbundenen Netz-Konsolidierung.
Telefónica Konzernabschlüsse 2013-2017: Sachanlagen, CapEx (Investionsaufwendungen) Zoom Abbildung 5
Der o2 LTE-Netzausbau schreitet stetig voran. Das selbst gesteckte Ziel, Ende 2019 eine nahezu flächendeckende LTE-Abdeckung zu erreichen, wird nur mit massiven Investitionen erreichbar sein. Sollte der Ausbau wie im Konzernabschluss 2017 angegeben "konstant weitergeführt werden", wird eine nahezu flächendeckende LTE-Abdeckung erst im Jahre 2024 erreicht sein.
Erstellung und Auswertung
Während man sich bei der Telekom und bei Vodafone mit nur einem Klick die LTE-Abdeckung von ganz Deutschland anschauen kann bietet o2 diese Funktion nicht.
Schaut man auf die o2-Netzabdeckungskarte und wählt dort UMTS (3G) oder LTE (4G) aus, so wird einem keine Abdeckung angezeigt, man erhält nur den Hinweis "Bitte zoomen Sie näher, um die Ebene zu betrachten". Erst wenn man tief in die Karte rein zoomt wird einem die Netzabdeckung angezeigt. Bei GSM (2G) hingegen kann man die Abdeckung in jedem beliebigen Zoom-Level sehen.
Da wir für die Anwendung unseres Verfahrens aber eine detaillierte LTE-Netzabdeckungskarte von ganz Deutschland benötigten habe wir uns die o2-LTE-Karte selber Stück für Stück aus den Screenshots erstellt. So entstand aus über 500 Einzelbildern eine Gesamtübersicht der LTE-Netzabdeckung von o2 - je Karte!
Anschließend haben wir die blauen und orangen Flächen zur „Versorgung in Gebäuden“ und zur „Versorgung im Freien“ über ein Farbhistogramm berechnet und mit der Gesamtfläche in Relation gesetzt.
o2 Netzabdeckungskarte mit Zoom LTE ausgewählt
Zoom Abbildung 11
Dasselbe Verfahren haben wir auf die Karten der anderen beiden deutschen Netzanbieter angewendet und kommen auf eine deutschlandweite LTE-Flächenabdeckung von 82% bei Vodafone und sogar 83% bei der Telekom. (Die beiden Anbieter unterscheiden bei ihren Karten nicht zwischen dem Empfang in Gebäuden und im Freien.)
24.05.2018 In der ursprünglichen Version wurde die Abdeckung der Telekom mit 93% und von Vodafone mit 87% angegeben. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
Wie genau ist das Verfahren?
Das Verfahren kann nur so genau sein wie die Datenbasis. Bei o2 steht auf der Karte der Hinweis über die letzte Aktualisierung. Bei der Karte von 2018 steht dort "Letzte Aktualisierung der Netzabdeckung 10/04/2018", die Datenbasis ist also sehr aktuell.
Da die Netzabdeckungskarte anhand der Standorte, der Sendemasten und der möglichen Sendeleistung errechnet wurde, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei der Darstellung um eine Best-Case-Abschätzung handelt. Dadurch gibt auch unsere Berechnung eine Best-Case-Abschätzung der Netzabdeckung vom o2 LTE-Netz wieder.
Zur Überprüfung der Netzabdeckungskarte haben wir außerdem an 5 ausgewählten Lokalitäten in Aachen den o2 LTE-Empfang in Gebäuden mit 3 verschiedenen Geräten getestet. Nach der o2 Netzabdeckungskarte sollten wir an den Standorten LTE-Empfang haben, in unserem Test hatte aber keins der Geräte in den Gebäuden LTE- und teilweise sogar nicht einmal UMTS-Empfang.
Hintergrund
Bei den jährlichen Netztests von chip.de und connect belegt das o2-Netz regelmäßig den letzten Platz. Vor allem im Bereich des LTE-Standards, welcher aufgrund seiner Bedeutung für schnelles mobiles Internet immer wichtiger wird, liegt o2 meist weit hinter der deutschen Telekom und Vodafone.
Ende 2014 übernahm Telefónica den konkurrierenden Netzbetreiber E-Plus und dessen Sendeeinheiten. Wie connect berichtete,
gab o2 damals bekannt, bereits 2017 mit der Telekom und Vodafone auf Augenhöhe liegen zu wollen.
Die neue Bundesregierung habe in ihrem Koalitionsvertrag „den Funklöchern in Deutschland den Kampf“ angesagt, wie Verkehrsminister Andreas Scheuer
Anfang April verkündete. Mit einer App sollen die Funklöcher jetzt durch Nutzer leicht geortet und der Bundesnetzagentur gemeldet werden. „So kann die Jagd auf die weißen Flecken im Mobilfunknetz eröffnet werden.“
Presse
Presseecho
11.05.2018 -
giga.de - o2-LTE-Netzausbau: Deutschlandkarte zeigt große Lücken
11.05.2018 -
www.teltarif.de - o2-Netzausbau: Erst 66 Prozent LTE-Flächenabdeckung
11.05.2018 -
windowsunited.de - Telefónica hat laut Ausbaukarte eine LTE-Netzabdeckung von nur 66 Prozent
13.05.2018 -
teltarif.de - Telekom, Vodafone, o2: LTE-Abdeckung im Vergleich
14.05.2018 -
unternehmen-heute.de - o2 LTE-Ausbau: Lückenlose LTE-Abdeckung frühestens 2024?
14.05.2018 -
telecompaper.com - O2 Germany LTE coverage still lags competitors despite progress - survey
15.05.2018 -
focus.de - LTE-Report für Deutschland: Telekom liegt vorn, O2 deckt nur 66 Prozent ab
15.05.2018 -
itopnews.de - LTE Netzabdeckung: Telekom, Vodafone und o2 im Vergleich